Aus dem Nähkästchen
extrem privat :)
Anette Herbst hatte bereits mit 9 Jahren ein Ziel:
Sie wollte – um es fränkisch auszupressen – um’s Verrecken zum Theater.
Natürlich auf die Bühne, aber das war zunächst egal.
Hauptsache rein in das Drei-Sparten-Haus ihrer Heimatstadt.
Ihr Trick:
Einfach täglich mit einem freundlichen »Grüß Gott!« am Pförtner vorbei, bis der glaubt, sie gehöre dazu. Danach war’s ein Kinderspiel. Sie irrte zunächst durch die Gänge, bestaunte kleine, herumwuselnde Bäume, Schneeglöckchen und Fliegenpilze, die sichtlich verzückt auf ihren Auftritt warteten. Und ging dann zielstrebig und frech in den zweiten Stock, wo dazumal Intendant Dr. Tebbe Harms Kleen residierte.
Die Empfangsdame ignorierte Anette Herbst großzügig und Kleen begrüßte sie, von oben bis unten musternd, mit einem »Was bist du denn für’ne Gurke?«.
Noch am selben Tag hatte sie ihr erstes Engagement. Eine Hospitanz für »Cabaret«.
ah war nicht zu bremsen. Sie gab alles. Soufflierte ohne das Textbuch zu benötigen, markierte abwesende Darsteller und brachte den Kaffee aus dem Keller in den dritten Stock schneller als der Regisseur glauben konnte. Sie brannte lichterloh.
Nahtlos wurde sie zur Regieassistentin ernannt, und zwar für die darauffolgende Ibsen Inszenierung »Gespenster« unter Joachim Biesewig. Der dafür vorgesehene Assistent war in die Ferien geschickt worden.
Ab da war ah weit vor den Proben im Stadttheater, sah sich jede Abendvorstellung an und war stets die letzte, die das Gebäude verließ.
Die Intrigen, die hier gespielt wurden, waren besser als jede derzeitige Comedy-Show.
Drei-Sparten-Häuser liebt sie bis heute.